Geschichte der belgischen Küstenfunkstellen - Fortsetzung 4 v 9


1930 - 1944

Die Rezession und die immer drohende Gefahr eines Kriegsausbruches konnten die Ausbreitung des Funkwesens nicht aufhalten. Die Technik schritt schnell voran. Die Massenproduktion hatte bereits die Kosten der Geräte stark vermindert und zwar so stark, daß sogar die Küstenschiffahrt und die Fischerboote mit Funk ausgerüstet werden konnten. Die Kurzwellen verdrängten die Langwellen. Belgisch Kongo zog immer mehr Arbeiter aus dem Mutterland an. Die kongolesischen Schiffe transportierten noch mehr Passagiere als vorher und hatten einen großen Anteil am Anstieg des Funkverkehrs. "Antwerpen Radio", ausgerüstet mit Kurzwellensendern, war die wichtigste Küstenfunkstelle und blieb es bis 1940

 

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Sendestelle Kruisschanssluis

Durch das Gesetz vom 19. Juli 1930 wurde der Betrieb der Landtelegraphie und des Seefunkdienstes der Verwaltung des "Télégraphes et des Téléphones" übertragen. Sie wurde mit Fragen der Telekommunikation in Belgien betraut, und zwar nach kommerziellen und industriellen Methoden.

Am 28. Februar 1931 wurden 150 Schiffe der belgischen Handelsflotte mit Funkgeräten ausgerüstet. Laut dem Jahresbericht, der zu diesem Zeitpunkt erstellt wurde, hatten die drei Küstenfunkstellen gemeinsam 23156 Telegramme mit belgischen Schiffen und 9433 Telegramme mit ausländischen Schiffen ausgetauscht. Der Sprechfunkverkehr befand sich noch im ersten Stadium seiner Entwicklung. Für den Funkverkehr Richtung See erhob "Antwerpen Radio" nicht einmal Abgaben. Im Jahre 1939 verarbeitete "Antwerpen Radio" 11964 Telegramme, "Oostende Radio" 7037 und "Brüssel" 4617. Für den Sprechfunkverkehr liegen keine Zahlenangaben vor.

"Oostende Radio" zwischen den beiden Kriegen (nach 1930)

Im Jahre 1930 begann "Oostende Radio" mit Sprechfunkversuchen im Duplexbetrieb. Durch den Anstieg des Funkverkehrs wurde diese Küstenfunkstelle bald zu klein und es war notwendig, neue Örtlichkeiten zu suchen.

1932 zogen die Betriebsdienste nach Stene um. Zur gleichen Zeit wurden die Sendeinstallationen in das neue Gebäude nach Middelkerke verlegt. Die Empfangsstelle für den Sprechfunk, die im Wasserturm untergebracht war, wurde ebenfalls nach Stene umquartiert. Am 30. Oktober 1933 wurde der Sprechfunkdienst zwischen den Teilnehmern des belgischen Netzes und den Schiffen der Linie Ostende-Douvres eröffnet.

Seit 1938 war Middelkerke mit einem neuen Telegraphiesender ausgestattet, der von der Verwaltung der "Administration Belge des Télégraphes et des Téléphones" konstruiert worden war. Im darauffolgenden Jahr wurde die Ausrüstung durch einen Telephoniesender im Bereich 15 MHz und einen Telegraphiesender ergänzt. Die beiden Sendemasten mit einer Höhe von 65 Metern und die erste Fernbedienung von Stene aus stammen aus der selben Zeit. Das Personal der Sendestelle in Ruiselede erbaute einen Kurzwellensender, der wirkungsvoll von Middelkerke aus für den Seefunkdienst eingesetzt werden konnte. Nach der Invasion durch die deutschen Truppen wurden alle Funkstationen besetzt. Das zurückgelassene Material wurde, soweit es möglich war, vom belgischen Pionierkorps außer Betrieb gesetzt.