Geschichte der Küstenfunkstelle Scheveningen Radio (Teil 5) |
Funktelefonie Die Sprache über den Äther, begann bei PCH in den Dreißiger Jahren, auf anderen Wellenlängen als denen der Telegrafie. Die Morsetaste wurde durch das Mikrofon ersetzt und Dank der zu jener Zeit modernen Röhrenverstärker auf der Empfangs- und Sendeseite wurde eine ausgezeichnete Verständigung erreicht. Ursprünglich war dieser Dienst noch beschränkt. Lediglich zu bestimmten Zeiten, am Anfang nur viermal täglich, wurde auf 123 Meter nach eventuellen Anrufen von See gehört. Später kam die Kurzwelle dazu, das 24-Meter, das 26-Meter und später noch das 18-Meter-Band, welches speziell für den Verkehr mit Flugzeugen im innerholländischen Dienst bestimmt war. Das letztere klingt etwas fremd, da normalerweise "Scheveningen Radio" nur für die Seefahrt zuständig ist, aber in der ruhmreichen Zeit der "Uiver" und der "Pelikaan", den ersten interkontinentalen Flügen, vielleicht verständlich. Langsam breiteten sich die Hörwachen aus, sechsmal eine dreiviertel Stunde pro Tag, um 19.00 Uhr wurde ein Wetterbericht gesendet. Reedereien rüsteten ihre Schlepper und Küstenmotorschiffe mit Sprechfunkanlagen aus, Passagierschiffe folgten. Innerhalb kurzer Zeit wurde der "Sprechfunk" eine vollwertige Schwester der Telegrafie. Bessere Sender und Empfänger wurden angeschafft und der Sprechfunkbetrieb nahm sprunghaft zu, so daß wie bei der Telegrafie ein 24-Stunden-Dienst angeboten werden mußte. |
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Die Funksprechfrequenzen wurden international vergeben. Die allgemeine Not- und Anruffrequenz war 1650 kHz, später 2182 kHz. Es wurde weltweit gearbeitet, immer größere Distanzen überbrückt. Schnell waren die "Mädchen mit der goldenen Stimme" ein Begriff bei den Seeleuten, die Funktelefonie wuchs zusehends. Die Fischer von Scheveningen riefen die Damen von der Doggerbank, um über Landleitung mit den Büros verbunden zu werden, damit sie die Fangquoten der Heringe melden konnten. Trawler und Logger kannten den Weg im Äther fast genau so gut wie die turbulenten Gewässer rund um die Hebriden und den Orkneys oder irgendwo sonst, wo der Fisch gefangen werden konnte. Am 1. März 1958 konnten die Damen von "Scheveningen Radio" ihre Stimme auf neuen Frequenzen hören lassen, und zwar im UKW-Sprechfunk-Bereich. Vor allem die Berufsbinnenschiffahrt arbeitet auf diesen Frequenzen und auch bei den Yachten ist diese Art Kommunikation stark im Kommen. Dies ist kein Wunder, denn erreichbar zu sein, unter welchen Umständen auch immer, ist für viele beruhigend. Der Hafenverkehr macht intensiven Gebrauch des UKW-Sprechfunks; Lotsendienst, Schlepper, Bergungsschiffe, Wasserschutzpolizei, Rettungsmannschaften, und Schiffshändler. Schon frühzeitig erkannten sie alle den Nutzen der Ultrakurzwelle neben den anderen Kommunikationsmitteln. Im gegenseitigen Funkverkehr zwischen Schiffen kann der UKW-Sprechfunkdienst sehr hilfreich sein, wenn zum Beispiel gefährliche Bereiche auf den Wasserwegen passiert werden müssen. Direkte Kommunikation von Schiff zu Schiff. Im UKW-Sprechfundienst zwischen den Landstellen und den Schiffen stehen die Damen von "Scheveningen Radio" "Ihren Mann". "Ich verbinde Sie!" |
Nach Ijmuiden 1906 werden ungefähr 300 Telegramme über "Scheveningen Hafen" mit Schiffen auf See ausgetauscht. 1907 wurde die Anzahl der Telegramme schon verdoppelt. Die Zuwachsrate nahm nach der "Internationalen Funkkonferenz von Berlin, 1906, nach Aufgabe des Marconi-Monopols weiter zu. Immer mehr holländische Schiffe (z.B. die der Holland-Amerika-Linie) bekamen die Erlaubnis zum Einbau und Gebrauch von Funktelegrafie-Anlagen an Bord von Seeschiffen. Nun konnten auch sie mit "Scheveningen-Hafen" arbeiten. Der Funkverkehr der Küstenfunkstelle nahm immer weiter zu, vor allem mit Schiffen des Königlich Holländischen Lloyds, der Reederei Stoomvaart Holland, dem Rotterdamschen Lloyd und auch mit ausländischen Schiffen. 1912 kamen die Schlepper von L. Smit & Co dazu. Der ursprüngliche Rundfunksender aus der Gründerzeit von "Scheveningen Radio" wurde recht schnell durch einen Sender ausgetauscht, der aus dem Haagschen Lichtnetz mit Hilfe eines Drehstromumformers betrieben werden konnte. Die rotierende Funkenstrecke dieses Giganten sorgte für einen scharfen durchdringenden Ton, einem "Merkmal" von "SCH" in jenen Tagen. Der Funkverkehr nahm immer mehr zu und dadurch entstand ein Bedürfnis nach mehr Sendern. Neben der 600-Meter-Welle als Anruf- und Arbeitsfrequenz kam die "Langwelle" dazu. Ursprünglich wurde hier mit einem drehenden Funkbrückensender gearbeitet, später mit einem 5 kW Röhrensender des Fabrikats Telefunken für die 1800-Meter-Welle. Die Inbetriebnahme dieser Wellenlänge hat eine weniger schöne Konsequenz, nämlich die gegenseitige Störung von Sendern und Empfängern der Mittel- und Langwelle. So konnte es passieren, daß der Verkehr auf der 600-Meter-Welle eingestellt werden mußte, wenn der Langwellensender in Betrieb war. Gegenseitige Störung, was konnte man dagegen tun? Die 600-Meter-Welle unbemannt zu lassen, war undenkbar. Eine Übergangslösung wurde gefunden indem die Empfänger und die Bedienung nach Ijmuiden verlegt wurden. 1925 wurde dort eine Hilfsküstenfunkstelle für die Mittelwelle (600 Meter, später auch 800 Meter) eingerichtet. Die Unterkunft war nun in einem P- und einem T-Büro. Schleunigst wurde beschlossen, einen der Sender und Empfänger auf allen Wellenlängen von Ijmuiden aus zu betreiben. Am 1. Juli 1926 fand der Umzug nach Ijmuiden statt. Die Sender blieben in Scheveningen und wurden von Ijmuiden aus per Kabel und Senderelais bedient. Dies betraf die 600-Meter, die inzwischen zur Arbeitsfrequenz erklärten 705 Meter (ursprünglich 800 Meter) und die Langwelle auf 1800 Meter. Als Sonderdienst auf diesen Wellenlängen wurde die 800-Meter-Welle für Peilzwecke verwendet. Es wurden drei Peilfunkstellen eingerichtet und zwar bei Willemsoord/Nieuwediep, Ijmuiden und Maassluis. Später kam noch die Peilfunkstelle Vlissingen dazu. Mit Hilfe dieser Peilfunkstellen konnten die Positionen von Schiffen innerhalb von Minuten festgestellt werden. Dies bedeutete für die Seeschiffe, auch bei Nebel und in stürmischen Nächten sicher gepeilt zu werden. Es ist so auch nicht verwunderlich, daß PCH eine stets wachsende Zahl von Peilversuchen vornehmen mußte. |
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Das ursprüngliche Langwellen-Gebiet wurde
nach der "Funkkonferenz von Washington", ab dem 1. Juni 1928, in eine
internationale Anruffrequenz auf 2100 Meter und in eine Arbeitsfrequenz auf 2222 Meter
unterteilt. In Ijmuiden wurden Richtempfangsantennen installiert, die viele Jahre für
einen perfekten Empfang auf Mittelwelle sorgten. Der Verkehr mit Schiffen der
Holland-Indienfahrt konnte bis ins Rote Meer unterhalten werden. Das Bestreben war, noch
größere Reichweiten zu erzielen. Die Sendeleistung wurde um mehrere Kilowatt erhöht, was auch zu befriedigenden Resultaten führte. Die wirklich weltweiten Verbindungen kamen erst mit den Kurzwellensendern auf dem 20 und 30 Meterband zustande. Nun bestand die Möglichkeit, Funkverkehr mit Schiffen auf der gesamten Reise zum "Smaragtgürtel" zu halten. Die Namen? Die "Simon Bolivar", die "Slamat", die "P.C. Hooft" um ein paar der ersten Stunde zu nennen. Es kamen sogar Verbindungen mit holländischen Schiffen auf der Reede von Sydney zustande. Eine Nachricht, welche in diesen Zeiten (1927) auf vielen Titelseiten der Zeitschriften erschien. In derselben Zeit wurden auch die ersten zaghaften Schritte auf einem Feld gemacht, das aus der Funkwelt nicht mehr wegzudenken ist, der Radiotelefonie. Für unser Gefühl auf den etwas fremd anmutenden Wellenlängen, wie die 1071 Meter und mit zu jener Zeit recht sparsamen Verkehr. Einige Minuten pro Tag wurden Mitteilungen an Fischer, Schlepper usw. übermittelt, so lesen wir in den Analen: "Hauptsächlich Notierungen der Amsterdamer Effektenbörse, Presseberichte und Mitteilungen des Allgemeinen Landbaukomites und des Niederländischen Molkereiverbandes." Der Anteil am Schiffsverkehr war noch äußerst gering.Die Radiotelegrafisten von "Scheveningen Radio" und Ijmuiden bekamen aber immer mehr zu tun. |