Geschichte der  Küstenfunkstelle Scheveningen Radio (Teil 3)

Hören, 24 Stunden täglich

"Scheveningen Radio" hält permanent Hörwache im Äther. Die Not- und Anruffrequenzen für die Telegrafie und Telefonie werden Tag und Nacht abgehört. Wenn ein Anruf für "Scheveningen Radio" kommt, müssen die Kopfhörer auf den Ohren sitzen und die Hände an der Morsetaste. Die Sprechfunker, die Damen sind hier in der Mehrheit, haben eine Mikrofon-Telefonkombination auf dem Kopf, damit die Hände frei sind um Notizen zu machen, die Empfangsfrequenzen abzusuchen oder die Sendeknöpfe zu bedienen. Es muß unter allen Umständen sofort reagiert werden können. "Scheveningen Radio" ist auch von der Landseite her ein Knotenpunkt für Verbindungen, darunter die vielen Telefon- und Telexverbindungen mit den Landteilnehmern. Die Sende- und Empfangsstationen im Lande sind auch mit Ijmuiden verbunden, teilweise per Kabel, teilweise per Richtstrahl. Für die Kurzwelle sind dies die Sendestationen in Kootwijk und Scheveningen und die Empfangsstation in Nederhorst den Berg. Der Sprechfunkverkehr auf Grenzwelle wird nicht nur in Ijmuiden empfangen, sondern auch an zwei anderen Stationen entlang der Küste, Appingedam und Hoek van Holland. Die Sendestation für den Funksprechverkehr steht in Scheveningen Nes (Fr.)

Für die Marifonie auf VHF, Very High Frequencies, Ultrakurzwelle, stehen kombinierte Sende- und Empfangsstationen an mehr als 20 Punkten in Holland. Diese werden über Kabel von Ijmuiden aus fernbedient und sind für Verbindungen über kurze Distanzen bestimmt, z.B. für die Binnenschiffahrt. Neben dem Hauptkanal 16, der als Not- und Anrufkanal dient, gibt es eine große Anzahl Arbeitskanäle die benutzt werden können. Dank der Kompaktheit der Marifonie-Geräte und der leichten Bedienbarkeit wird dieses System noch lange auf dem Markt bleiben, dabei spielt der Funkverkehr mit den Jachten eine große Rolle. Der Marifon-Verkehr umfaßt neben den Verbindungen über "Scheveningen Radio" auch den Kontakt zu den Hafendiensten, dem Lotsenwesen, der Küstenwache und dem Hafenradardienst. Da auf der Grenz- und Kurzwelle kein Verkehr innerhalb des Hafengebietes zugelassen ist, sind auch die Seeschiffe vermehrt mit UKW-Geräten ausgerüstet worden.

Ein beachtlicher neuer Dienst ist auch das TOR (Telex Over Radio). Dieses System ist durch die niederländische PTT entwickelt worden und garantiert eine schnelle und fehlerlose Übermittlung der Nachrichten. Ein weiterer Vorteil dabei ist, daß wie beim gewöhnlichen Telex oder Fernschreibverkehr, die Nachrichten schwarz auf weiß empfangen werden.

Sämtliche Verbindungen, die Radio, Kabel oder Richtstrahl betreffen, münden auf den Bedienpulten der Abteilung Verkehrsabwicklung, unterteilt in Telefonie, Telegrafie, Marifonie und TOR. Jede Verbindungsart hat ihren eigenen vertrauten Platz in der flexibel laufenden Organisation. Für Außenstehende erscheint dieses als unüberwindbarer Superknoten! Mehr als 150 Damen und Herren versehen ihren "Wechseldienst" an den Funkgeräten. Die Arbeit muß durchgehen, Verbindungen werden nicht unterbrochen, auch wenn der Rest der Niederlande ruhig schläft. Glücklicherweise sind die meisten PCH-er den unregelmäßigen Dienst gewohnt bzw. darauf vorbereitet worden, die einen während ihrer Ausbildung bei PCH, die anderen durch ihre jahrelange Fahrt als Funkoffizier bei der Handelsmarine. Im Äther herrscht nie Ruhe . . . .

 

 

Schiff in Not

Im großen Gebäude am Marktplatz in Ijmuiden herrscht Hochspannung. Es ist 02.46 Uhr. Auf 500 kHz ertönte ein SOS, ein druchdringendes ...---..., das internationale Notzeichen, bei dem im Äther der normale Funkverkehr zum Erliegen kommt. Rufzeichen fliegen hin und her. Die Position des Schiffes in Not, einem panamesischen Frachtschiff, ist 52° 07' nördliche Breite und 04° 08' östlicher Länge, kurz vor der niederländsichen Küste. Aus dem Gebäude heraus werden unmittelbar Gespräche mit dem Such- und Rettungsdienst der königlichen Marine, OSRD, den Rettungsdienstbehörden und den Schlepper- und Bergungsfirmen geführt. Mittlerweile sind alle Beteiligten informiert, nun wird verschärft auf der Notfrequenz gehört.

Die einzelnen Behörden werden informiert.

Das Drehbuch für Notfälle arbeitet.

"SOS", "listing 25 degrees over port now, please tugboat assistance". Da hat man es, Schlagseite, Schlepperhilfe wird benötigt. Der Schlepper fährt hinaus und hört auf der Sprechfunknotfrequenz mit und antwortet dem Panamesen "MAYDAY, tug leaving Hook of Holland now, 13 knots". "Scheveningen Radio" koordiniert den Funkverkehr, ein Schiff, das ein Telegramm absetzen will, wird unverbindlich mit "QRT SOS", Sendung einstellen, Notverkehr, angewiesen die Sendung zu beenden. Der erstaunte Sender schweigt. Auf dem Marineflughafen Den Helder hebt der Helikopter ab, die OSRD ist unterwegs zur angegebenen Position.

 

Die Stille, wird nach einigen Minuten durch das "MAYDAY" des Schleppers unterbrochen "Tug calling "Scheveningen Radio, over". "MAYDAY", this is "Scheveningen Radio", come in please, over". Der Schlepper hat den Panamesen angepeilt: "Vessel within sight, twelve miles, 30 Degrees starboard, proceeding now to make contakt and assist, over and out". Auf der Brücke ertönen kurze Befehle: "Ein bißchen Steuerbord, steady", auf dem Rücken der Wellen geht es zügig auf das "flügellahme" Schiff zu. Die Besatzung ist froh, denn sie sehen den Schlepper. Der Funker sendet: "SOS, PCH de HOPQ, tug sighted now, tks". Das Schlimmste ist nun vorbei. Ein holländischer Schlepper in der Nähe ist eine Beruhigung. Eine Viertelstunde später hat er "festgemacht" und schleppt das Schiff in den sicheren Hafen. "Scheveningen Radio" hat das SOS hinter sich und gibt das allgemeine Signal (QUM), daß der Notverkehr beendet ist und geht zurück zur Tagesordnung, in diesem Fall zur Nacht.

"Koffie !!"

Der vorher gestoppte Funker meldet sich nun wieder und sendet QTC 1 . . . .

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Das Drehbuch für Notfälle arbeitet.

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Rettungshubschrauber und Seenotrettungskreuzer starten bzw. laufen aus.

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Mit dem Peilfunkgerät wird die genaue Position festgestellt.

 

 

 

 

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